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Chinas sanfte Seite

Marco Herack
Marco Herack
5 minuten gelesen
Chinas sanfte Seite
Durian zum Verkauf in Bangkok (privat)

Was passiert, wenn man Reformen nicht ruckartig, sondern fortlaufend organisiert?

Man hat China.

Eine der faszinierendsten Entwicklungen der letzten Jahre fand mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Nicht weil man in China alles verheimlicht hätte, sondern weil westliche Aufmerksamkeit nicht mit kleinen, aber stetigen Reformschritten zurechtkommt. Man braucht einen Knall.

Es gibt dabei nichts schönzureden, weil Chinas Reformen auch immer einen machtpolitischen Aspekt haben. Wer wird gebraucht? Wem muss man Raum geben und wer kann entsorgt werden? Das sind alles Fragen, die ebenfalls verhandelt werden. Nicht immer geht das glimpflich für die beteiligten Unternehmer aus.

Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es trotz vermeintlichen Stillstands, wesentlich mehr Reformen gab, als ich sie in Europa vernommen habe. Da wurden Internetunternehmen reguliert, Kreditvergaben neu geregelt und Konsumenten geschützt. Beamten wurden Gehälter gekürzt, es gab eine Reform bei den Renten und man versuchte u.a. Wirtschaftszweige zu fördern, bei denen Technik die Arbeit von Menschen ersetzt. Auch weil die Bevölkerung schrumpfen wird. Vorwärts immer, rückwärts nimmer, könnte der Zyniker anmerken. Doch nichts davon wäre wirklich als schlecht zu werten.

Und trotz der vielen Schritte sieht man auch in China regelmäßig ein Beharren. Die Covid-Restriktionen wollte man lange nicht lockern, auch weil die Kontrolle der Bevölkerung ein Grundanliegen der Politik ist. Es ist in ihr verankert. Flexibel wird man immer dann, wenn es nicht mehr anders geht. Wenn beispielsweise ausreichend viele Menschen auf die Straße gehen und der Druck im Kessel steigt.